Mafikeng [Mmabatho] in der North-West Provinz Südafrikas
Mafikeng ist heute die Hauptstadt der North-West Province und wurde erst 1997 mit der damals etwa 3
Kilometer entfernten Stadt Mmabatho vereinigt.
Man wundert sich schon wenn man hört das die beiden Städte nur drei Kilometer auseinander lagen, wenn man
auch hört das die Städte (die immer in Südafrika lagen) auch noch Hauptstädte zweier verschiedener Staaten
waren, wird man spätestens hellhörig.
Aber zur ausführlicheren Geschichte kommen wir erst weiter unten.
Im ehemaligen Mmabatho gibt es außer überdimensionalen modernen Verwaltungsgebäuden, einen an der Realität
vorbeigeplanten riesigen Flughafen, einem Stadion und einem Einkaufszentrum nicht viel zu sehen. Bei damals
10.000 Einwohnern wurde die Stadt und auch die gesamten Strassen völlig überdimensioniert, am Bedarf vorbei,
gebaut.
Auf den Kanon Kopje, südlich des Molopo River, 1880 ein Fort errichtet und dies diente während der
Belagerung als Hauptquartier. Die Anlage wurde restauriert und kann wieder besichtigt werden. Vom Berg
hat man eine guten Blick auf die Stadt und die Umgebung.
Der Lotlamoreng Dam liegt etwa 4 Kilometer westlich der Innenstadt von Mafikeng und an seinen Ufern reihen
sich mehrere traditionelle Dörfer und Kraals, die auf Anregung von Vusamazulu Gredo Mutwa hier entstanden.
Die verschiedenen Siedlungen der Ndebele, Khoisan, Tswana, Xhosa, Zulu und anderer Bevölkerungsgruppen sind
aber kein einfaches Museum, schon alleine wegen der wenigen Besucher, sondern hier leben die Menschen der
einzelnen Bevölkerungsgruppen und man kann Sie bei ihrer traditionellen Tätigkeiten beobachten. Die meisten
Einwohner beschäftigen sich mit Kunsthandwerk, dessen Waren auf den Märkten in Südafrika oder auch hier
direkt verkauft werden.
Wenn Sie einen Führer finden, sollten Sie sich Ihnen unbedingt anschließen.
Besuchszeiten: täglich 7:00 bis 19:00 Uhr
In dem kleinen Museum steht die Geschichte der Belagerung im Vordergrund, mit
vielen Dokumenten, Grafiken, Karten und einzelnen Bildern wird diese Zeit eindrucksvoll dokumentiert. Daneben
gibt es noch eine kleine Ausstellung über die Khoikhoi und die Tswana.
Öffnungszeiten: Mo - Fr 8:00 bis 17:00 Uhr und Sa 9:00 bis 12:00 Uhr
Diese riesige Einkaufscenter, nach US-amerikanischen Vorbild, liegt in Mmabatho und eignet sich besonders
zum Auffrischen der Vorräte. Neben Post und einigen Banken, gibt es mehrere gute Restaurant, viele Geschäft
und einige Kaufhäuser.
Die ursprüngliche Kirche aus dem Jahre 1885 wurde während der Belagerung zerstört und durch eine neue
interessante Kirche aus Mauerwerk ersetzt.
Ein Paradies für Liebhaber schöner einheimischer und exotischer Pflanzen.
Öffnungszeiten: täglich 8:00-18:00 Uhr
St Johns Anglican (Anglikanische Kirche)
Auch hier stand schon vor der Belagerung ein Kirche aus dem Jahr 1887 und 1907 wurde nach den Entwürfen vom
britischen Architekten Sir Herbert Baker erbaut. Nach Bakers Entwürfen entstand auch 1910 das Union Bulding
in Pretoria.
Die Geschichte der Stadt ist kompliziert und daher haben wir uns lange überlegt ob wir überhaupt darüber
schreiben. Aber schließlich ist die Geschichte doch so beeindruckend und wir fangen ganz langsam an.
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts mussten die Tswana wegen der weiter vorrückenden Buren immer mehr
zurückweichen. Bereits seit einigen Jahren kämpften britische Söldner gemeinsam mit den Tswana gegen die
Buren und Ende der 70'er Jahre entschlossen sie sich daher die Tswana zum Anschluss an britische Kolonie.
Anfang der 80'er Jahre wurde, in der nähe von einiger burischen Farmen, dann unter Sir Charles Warren
Mafeking als Garnisonsstadt gegründet, die dann auch schnell administrative Zentrum vom nördlich liegenden
Betschuanaland wurde.
Die kleine Stadt wurde 1899, schon wenige Tage nach den Ausbruch des 2. Burenkrieges, von den Buren
belagert. Colonel Baden-Powell und seine Truppen hielten die Stadt 217 Tage, bis der britische Nachschub
eintraf und die Buren zurückwarf. Den Briten ging es aber selbst während der Belagerung nicht schlecht und so
wurde am 24. Mai 1900, nur sieben Tage nach der Beendigung der Belagerung, sogar der Geburtstag der Queen
gefeiert. Die Speisekarte der Offiziersmesse kann man noch heute im Mafinkeng-Museum besichtigen.
Den Schwarzen Bewohnern von Mafeking ging es nicht so gut und sie wurden während dieser Zeit trotzdem
gedemütigt und aufs schwerste bestraft. So Heldenhaft war die ganze Geschichte allerdings nicht und so wurde
später bekannt das die Buren in Wirklichkeit nur einen einzigen Angriffsversuch gemacht haben und auch die
Anzahl der Buren wurde von 12.000 auf 5.000 herunter korrigiert. Colonel Baden-Powell wurde anschließend in
Britannien zum Nationalheld und gründete später die Pfadfinder Bewegung.
Bis 1965 blieb dann Mafeking offiziell Hauptstadt des britischen Protektorats von Betschuanaland (dem
heutigen Botswana) und befand sich aber praktisch seit 1910 gleichzeitig auf dem Gebiet von Südafrika.
Seit 1948, nach der Machtergreifung der National Party in Südafrika, strebte die Südafrikanische Regierung
an die bereits vorhandenen Reservate von Schwarzen in Homelands zu verwandeln. Die Homelands hatten den Sinn,
die unerwünschten Schwarzen einfach ins Ausland, welches sich in Südafrika befand, abzuschieben können. Trotz
heftigen Widerstandes des Auslandes und zahlreicher schwarzer Aktivisten wurde Boputhatswana schließlich 1977
in die Unabhängigkeit gedrängt. Boputhatswana war eine stark zersplittertes und über Südafrika weit
verstreutes Gebiet, dessen Hauptstadt Mmabatho unweit von Mafeking neu erbaut wurde. Boputhatswana wurde nie
von einen Staat, außer Südafrika, international anerkannt.
1980 wurde Mafeking, das ausschließlich von Weißen bewohnt wurde, schließlich in Mafikeng (Ort der Steine)
umbenannt. Nach Ende der Apartheid wurden die Homelands wieder abgeschafft und die drei nördlichen Provinzen
von Boputhatswana wurden der Nord-West Province angegliedert.
1997 wurden die zwei unmittelbar benachbarten Städten schließlich zu Mafikeng vereinigt. Heute ist Mafikeng
die Hauptstadt der Nordwest-Provinz in Südafrika.
So eine "Kleine Stadt", aber so eine bewegende und gleichzeitig verwirrende Geschichte!
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